Erfahrungen mit der Vaskulitis - welchen Einfluss hat die Vaskulitis auf mein Leben genommen: von Frau Dr. med. Rotraut Krönke

Teil 3

Auswirkungen auf mein Leben und meine seelische Verfassung

Schicksalsschläge treffen jeden von uns irgendwann im Leben, plötzlich und ohne unser Dazutun. Sie machen uns hilflos und werfen eine Fülle von Fragen auf. Ich muss die schwere Krankheit annehmen. Ich könnte auch nichts tun und resignieren. Aber das will ich nicht, ich will leben. Unter welchen Voraussetzungen, das wusste ich damals nicht genau. Zuerst kam der Hilfeschrei nach den anderen, in diesem Fall nach den Ärzten. Sehr schnell kam die Überlegung: Werden sie mir überhaupt helfen können oder werden sie mich nur hinhalten? eine ganz wichtige Voraussetzung dafür ist eine gute und tragfähige Compliance zwischen Arzt und Patient. Ich muss meinem Arzt in guten und in schlechten Situationen absolut vertrauen können und das Empfinden haben, dass er nach bestem Können die richtige Therapie für mich findet und sich darauf einlassen will, diesen steinigen Weg mit mir zu gehen.

Auf diesem Weg sind auch die Angehörigen und verlässlichen Freunde eine äußerst wichtige Unterstützung, indem sie sich bemühen, sich in diese Situation hineinzuversetzen, mittragen helfen, ehrlich mit uns umgehen, also auch ihre Betroffenheit offen zeigen, so dass wir offen über alles sprechen können.

"Loslassen und sich einlassen", heißt der Titel eines Buches von Verena Kast, einer Schweizer Psychotherapeutin. Ein anderes hilfreiches Buch ist: "Sich wandeln und sich neu entdecken."

Ich musste mich im Verlauf der Erkrankung von wertvollen und vertrauten Lebensgewohnheiten trennen, loslassen, weil ich mich ihnen körperlich nicht mehr gewachsen fühlte. Für mich hieß das ganz konkret: Sofortige Aufgabe meiner selbständigen Berufstätigkeit - ich bin Ärztin und musste mich nach 31 Jahren von meiner Praxis abmelden, ohne mich überhaupt von meinen Patienten verabschieden zu können.

Es war, als wenn mir der Boden unter den Füßen weggerissen worden wäre. So hatte ich mir den Abgang aus dem Berufsleben nicht vorgestellt. Ich musste viel, viel Geduld aufbringen, dies zu begreifen und so viele Formalitäten vom Krankenbett aus regeln und abends, wenn die Station ruhig wurde und keiner mehr etwas von mir wollte, trauern. Fast täglich gewann ich neue Erfahrungen mit dem Verlauf der Erkrankung. Immer wieder gab es Rückschläge, aber auch kleine Erfolge. Ich hoffte natürlich mit großen, möglichst Riesenschritten das Krankenhaus bald wieder verlassen zu können.

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